Arbeitskreis
Paläontologie
Hannover

Präparation von Fossilien aus dem Campan von Hannover

von Udo Frerichs

Fossilien aus dem Campan von Hannover lassen sich im Vergleich zu Fossilien aus den meisten anderen Formationen oft relativ leichter präparieren. Dabei muss zwischen den unterschiedlichen Erhaltungsformen unterschieden werden:

Seeigel, Brachiopoden, Röhrenwürmer und einige Muscheln (Austern) sind in kalzitischer Schalenerhaltung überliefert.

Auch Belemnitenrostren, Einzelkorallen-Skelette, Skelettelemente von Seesternen und Seelilien sind im Ganzen aus Kalzit und damit ziemlich robust.

Ammoniten, Nautiliden und Schnecken werden nur in Präge-Steinkernerhaltung gefunden.

Bei den Schwämmen sind nur solche Arten körperlich erhalten, deren aus Opal (Kieselsäure) oder aus Kalzit bestehende Skelettelemente miteinander verwachsen sind (Kalkschwämme)

Hinweise zu Präparationsmethoden

Hierzu muss gesagt werden, dass bestimmte persönliche bzw. häusliche Voraussetzungen darüber entscheiden, welcher Aufwand oder welche Mittel zum Einsatz kommen können. Der Sammler, der nur gelegentlich sammelt und sich am Sammeln überhaupt erfreut oder zuhause keine geeigneten Räumlichkeiten (Keller, Garage, Schuppen) z. V. hat und letztendlich auch nicht die finanziellen Mittel hat, wird sich nicht teurer Methoden, wie das Druckluftsticheln oder Sandstrahlen bedienen können, sondern einfache Verfahren anwenden müssen naturgemäß wird er aber damit auch nicht immer zufriedenstellende Erfolge erreichen können!

Formatieren durch leichte Hammerschläge

Große anhaftende Kalkbrocken können mit vorsichtigen Hammerschlägen bearbeitet werden. Bei irregulären Seeigeln kann dickerer Sedimentbelag mithilfe eines kleinen Hammers (ca. 100g) durch vorsichtiges Abklopfen mit der stumpfen Seite entfernt werden. Das hört sich zwar etwas rabiat an, hilft aber überraschend gut. Am besten vorher testen an beschädigten Stücken.

Anschließend sollten solche Fossilien im ersten Schritt unter fließendem Wasser abgespült und leicht abgebürstet werden. Nach dem Trocknen sollte überprüft werden, ob die jeweiligen Funde Besonderheiten aufweisen, wie Reste der ursprünglichen Bestachelung bei (irregulären) Seeigeln, Bewuchs durch Bryozoen, Oktokorallen, Röhrenwürmern, Austern o. ä . Die nachfolgende Reinigung durch Abbürsten (bei mergeligem Sediment mit Wurzelbürste, bei härterem durch Bronzebürste,(nicht Messing, da glanzerzeugend) wäre dann mit Rücksicht darauf vorzunehmen. Hartnäckige Reste und Ansammlungen in Periprokt und Peristom können auch mit einem Messer mit Wechselklingen oder kleinem Stechbeitel abgeschabt werden (Vorsicht Schnittgefahr!).

Wiederholtes Bürsten und Schaben führt zwangsläufig zu glatten Oberflächen!

Kleinere Fossilien lassen sich auch mit dem Einsatz von speziellen, stark alkalischen Detergentien (Rewoquat W3690) leicht und problemlos vom Sediment befreien. Jedoch sind häufige Kontrollen über den Fortgang unumgänglich, und es muss sorgfältig auf die Verätzungsgefahr geachtet werden (Augen und Hände gründlich abspülen).

Auch nicht problemlos ist die Verwendung von Kaliumhydroxid-Plättchen (KOH). Dabei handelt es sich um kleine halbkugelige Tabletten, die stark hygroskopisch sind. Sie werden mit einer Pinzette oder kleinen Flachzange auf der ganzen Oberfläche der Seeigelschale (Austern) positioniert und in gewissen Abständen fest angedrückt. Statt in Tablettenform gibt es KOH auch als Flocken, die aber nicht so wirkungsvoll sind. Es bildet sich schnell ein Schlamm, der abgespült werden kann. KOH gibt es nur im Fachhandel und ist relativ teuer.

Nachteile: Gefahr von Verätzungen, besonders der Augen (unbedingt Brille und Schutzhandschuhe tragen!). Das Mittel dringt auch in Ritzen und Öffnungen ein, es bleibt ein harter weißer Belag zurück (Kalziumkarbonat), der nur durch Abbürsten beseitigt werden kann, wodurch die davor erhaltenen Feinstrukturen der Oberfläche verloren gehen können.

Eine Säurebehandlung greift auch das kalzitisch erhaltene Fossil an. Zu empfehlen ist, aber stets sehr zurückhaltend und vorsichtig, das sehr kurzzeitige Beträufeln mit Säure (Essig- oder stark (1:20) verdünnte Salzsäure) und nach dem Aufbrausen sofortiges Abspülen unter fließendem Wasser, um die Kalkschlieren und Bearbeitungsspuren zu entfernen. (Vorsicht Verätzungsgefahr!).

Präparation von Schwämmen

Schwämme mit Kieselskeletten müssen durch Sandstrahlen (s. unten) oder mechanisch von Hand präpariert werden mit kleinen Meißeln, Sticheln (Vorsicht Verletzungsgefahr!), Schabern, Messing- oder Bronzebürsten (gut geeignet sind Zündkerzenbürsten) und schließlich Fingernagelbürsten. Der Bürsten-Verschleiß ist erheblich! Messingabrieb lässt sich durch Bürsten mit Spülmittel und durch eine sehr kurze Behandlung mit sehr verdünnter Salzsäure entfernen. Die mechanische Präparation geht oft leichter „ unter Wasser“ und bei durchfeuchtetem Sediment.

Druckluftsticheln, Sandstrahlen

Der fortgeschrittene und anspruchsvolle Sammler wird sich über kurz oder lang zur Anschaffung dieser Ausrüstung entscheiden. Dazu gehört:

1. ein (möglichst in einer Schallschluck-Box stationierter) Kompressor mit ausreichender Speicherkapazität, um permanentes Anspringen zu vermeiden
2. ein Stichelgerät (im Spezialhandel erhältlich, Internet, Fa. Winkler)
3. ein Strahlgerät (im Spezialhandel erhältlich, Internet)
4. eine Arbeitskiste mit Handöffnungen u. Staubsaugeranschluss, (Eigenbau)
5. Leuchtlupe
6. Staubsauger

Als Strahlmittel wird Mikrodolomit oder Eisenpulver verwendet.

Mit diesen Gerätschaften lassen sich auch Schwämme - vorsichtig bei geringem Luftdruck - präparieren (Vorpräparation mechanisch und Endpräparation mit Strahlen).

Besonders beim Sandstrahlen entsteht lungengängiger Feinstaub, der bei unvollkommener Absaugung längerfristig gesundheitsschädlich sein kann.

Präparation von Fossilien in Präge-Steinkernerhaltung

Fossilien in dieser Erhaltung dürfen nur mit Wasser abgespült, aber nicht abgebürstet werden, Schon freiliegende Teile des Fossils können zum Schutz (grünliche Verfärbung) bereits mit einem Imprägniermittel (s. unten) abgedeckt werden. Bei der Freilegung sedimentär bedeckter Bereiche ist ausschließlich mechanisch vorzugehen, entweder von Hand mit kleinen Meißelchen, Handsticheln, Präpariernadeln oder Schabern; bei groben Arbeiten ggf. mithilfe des Druckluftstichels.

Es empfiehlt sich, freigelegte Fossil-Oberflächen nach dem Trocknen mit einer Imprägnation mit einem glasklaren Naturstein-Pflegemittel (z. B. Mellerud, Erdal Glänzer oder ähnliche Produkte). zu versehen ,möglichst nur einmal oder sogar etwas verdünnt, um störende Überzüge und Glanz zu vermeiden.

Kleben und Ergänzen

Kleine abgeplatzte Teile können - zur Not auch schon gleich nach der Bergung im Aufschluss, wenn sie gut zusammenpassen - mit Sekundenkleber angeheftet werden. Für große Teile empfiehlt sich ein Kompakt-oder 2-Komponentenkleber (Akemi o.a., erhältlich im Fliesenleger-Fachgeschäft).

Risse oder Spalten lassen sich gut mit Fliesenkleber, Fließspachtel oder Gips (Moltofill für außen) füllen. Ob Ergänzungen vorgenommen werden, muss jeder Sammler für sich selbst entscheiden Das gilt besonders für die farbliche Angleichung. Die „perfekte“, d. h. auf den ersten Blick nicht erkennbare Ergänzung, ist im Grunde genommen eine Fälschung!

Grundsätzlich gilt auch hier, wie bei allen handwerklichen Tätigkeiten: Übung macht den Meister oder Aller Anfang ist schwer!

Außerdem: Fragen kostet nichts, und erfahrene Sammler geben gern gute Ratschläge. Was besonders gilt, wenn man ein seltenes und somit vielleicht unwiederbringliches Fossil gefunden hat.

Danksagung

Ich danke Ralf Krupp und Christian Holschemacher für wertvolle Tipps.