Arbeitskreis
Paläontologie
Hannover

Präparation von Fossilien aus dem Campan von Hannover

Präparationswerkstatt des APH

Für alle Interessenten steht ab sofort eine Werkstatt zur Verfügung, welche sämtlichen Sammlern, ob Mitglied oder nicht die Möglichkeit bietet, ihre Fundstücke vitrinengerecht zu präparieren. Viele Sammelnde haben Zuhause nicht die Gegebenheiten eine eigene Vorrichtung zu verwirklichen und für dieses Klientel ist diese Einrichtung gedacht.
Es ist eine Strahlanlage von Logiblast mit zwei Strahlmittelbehältern je eine für Eisenpulver 75 my bzw. Walnusspulver vorhanden. Daneben sind zwei Arbeitsplätze mit Stichelkabinen für Grob- und Feinarbeiten nutzbar. Gearbeitet werden kann mit sehr guten feinmechanischen Stichel-Werkzeiugen von Hardy Winkler im Original-HW65, HW70, HW101 und HW322 nebst Zubehör. Erweitererungen sind geplant. Ein Drehwerkzeig von Dremel mit verschiedenen Aufsätzen für Schleif- Fräs- oder Polierarbeiten liegt im Schrank bereit.
Geöffnet wird die Werkstatt nach jeder Exkursion des APH für Weitanreisende, damit diese ebenfalls die Anlage nutzen können. Grundsätzlich können Termine für alle Wochenenden von 09.00 -21.00 Uhr und unter der Woche von 16.00 -21.00 Uhr vereinbart werden. Sonderwünsche sind evt. nach Absprache ebenfalls möglich.
Es wird eine Terminbelegungsliste geführt, um einen reibungslosen und gerechten Ablauf zu garantieren.
Zwei Leute können gleichzeitig die Werkstatt nutzen-einer stichelt der andere strahlt.
Selbstverständlich muss die Werkstatt so sauber verlassen werden wie sie vorgefunden wurde.
Es wird eine Nutzungsgebühr in Höhe von 5 € die Stunde erhoben. Diese Einnahmen sind für den Materialersatz und für den weiteren Ausbau etc. vorgesehen.
Für Unerfahrene wird es eine detaillierte Einweisung geben, damit zukünftig selbständig gearbeitet werden kann.
Den ausgehängten Vorgaben zur Nutzung ist unbedingt Folge zu leisten, um Beschädigungen an den Geräten zu vermeiden.
Die Werkstatt muss aufge-und wieder verschlossen werden! Eine Besichtigung der Ausstellung ist bei dieser Gelegenheit ebenfalls möglich.

Anfragen sind zu richten an:
Daniel Säbele
saebele@t-online.de
oder 01744402684
29.03.2025

Sammeltipps im Gelände

Da bei vielen Exkursionen immer wieder festzustellen ist, dass Sammler unzureichend ausgestattet sind, gibt es im Folgenden einige Hinweise, die das Finden und Bergen erfolgreicher machen können.
Auf Baustellen und in den Steinbrüchen ist bereits persönliche Schutzausrüstung (Warnweste, Helm, Schutzbrille und festes Schuhwerk) Bedingung. Rucksack oder ein Eimer sind für den Abtransport ebenso sinnvoll wie Alufolie. Manche Fossilien sind nur in Fragmenten zu bergen, diese können dann passend in Alufolie dicht umschlossen werden-so wird weitere Reibung oder Bruch vermieden. Neben einem guten Hammer sind ein kleiner und ein großer Meißel von Vorteil. Je nach Gestein kann die mechanische Ausrüstung aufgestockt werden. Spitzhacke und größere Keile sind nötig, wenn Fossilien aus dem Anstehenden geborgen werden sollen. Arbeiten im Anstehenden sind an vielen Stellen möglich, wo ca. mannhohe Bruchkanten vorliegen, dabei ist auf den Winkel der Schichtung zu achten.
Durch die gestiegene Sammlerfrequenz ist es schwieriger bereits ausgewitterte Fossilien beim Ablaufen zu finden. Erfolgreicher ist das Aufschlagen von angewitterten und rissigen Blöcken. Beim Aufschlagen ist auf die Sedimentrichtung zu achten. Nicht von oben auf das Gestein sondern mit der Schichtung schlagen, um eine Trennung des Fossils vom Gestein in der Schicht zu erleichtern.
Andere Sammler sollten angesprochen werden, die meisten stehen einem informativen Austausch postiv gegenüber und Kommunikation fördert das eigene Wissen.
Am Fundort selbst sollten nur Formatierungen stattfinden, Feinpräparation nur Zuhause.


Präparation allgemein in Bearbeitung!

Je nach Gesteinsausbildung sind unterschiedliche Bearbeitungen beim Freilegen eines Fossils notwendig.
Fossilien im Ton, die nicht in Konkretionen eingebettet sind lassen sich mit spitzen Werkzeugen recht einfach vom etwas verfestigten Ton befreien. Ein angeschliffener Stahlnagel kann schon sehr hilfreich sein, empfehlenswerter ist ein Fliesenbohrer, den es in verschiedenen Größen in Baumärkten zu kaufen gibt. Dieser muss rundherum konisch zulaufend geschliffen werden und eignet sich dann sehr gut für Schabearbeiten. Diese einfachen Werkzeuge sind überall einsetzbar und eignen sich auch für alle Gesteinsarten. Beim Vorteil der billigen Anschaffung muss aber der sehr hohe zeitliche Arbeitsaufwand in Bezug gesetzt werden.

Schon im Steinbruch können Fundstücke mit gezielten Hammerschlägen formatiert werden.
Manche Fossilien lassen sich bergfrisch sehr gut bearbeiten, andere erst nach Trocknungszeit. Bei bestimmten Gesteinsarten ist auf Trockenrisse (Ton) zu achten!

Chemisches Präparieren

(Rewoquat W3690) Bezugsquellen s. Internet eignet sich für chemische Präparation lediglich bedingt, bei zu großem Kalkanteil erzielt man gar kein Ergebnis, einfach ausprobieren. In mergeligeren Schichten lassen sich aber gute Ergebnisse bei regulären wie irregulären Igeln erzielen. Wichtig ist dabei das Fossil unter Beobachtung zu halten. Manchmal bedarf es nur sehr kurze Zeit bis das "Kalkmäntelchen" sich gelöst hat, mitunter muss das Fundstück über Stunden eingelegt bleiben. Das Rewoquat kann mehrfach genutzt werden. Der Kalkschlamm setzt sich am Gefäßboden ab, sodass die ganze viskose Restflüssigkeit umgegossen werden kann.

Kaliumhydroxid (KOH) ist eine sehr stark ! ätzende Lauge (Base), da ist besondere Vorsicht geboten. Im Fachhandel, aber auch in Apotheken kann KOH in Plättchen- oder Tabelettenform, aber auch als Flüssigkeit erworben werden. KOH ist hygroskopisch und entwickelt mit Wasser starke Wärmeentwicklung. Die Plättchen können mit einer Pinzette oder einer kleinen Flachzange auf der ganzen Oberfläche der Schale positioniert und in gewissen Abständen fest angedrückt werden. Relativ schnell bildet sich eine zähe Kalkmasse, die mit viel Wasser abgespült werden muss. Zur Sicherheit sollte das Fossil längere Zeit nachwässern. Für Freilegen von Seelilien im Muschelkalk war KOH lange Zeit ein geeignetes Mittel. Wegen der enormen Ätzfähigkeit sind Schutzhandschuhe, Mund und Augenschutz sehr zu empfehlen. Wer schnelle Ergebnisse will, bekommt diese mit der Methode, aber mit dem Nachteil, dass auch calcitisches Material angegriffen wird.

Säure egal ob Salz-, Schwefel-, Zitronen- oder Ameisensäure ist nur unter unter besonderer Vorsicht zu verwenden und nur in stark verdünnter Form (zuerst Wasser, dann Säure zugeben!). Sie greift auch das kalzitisch erhaltene Fossil an, deshalb ist auf kürzeste Einwirkungszeit zu achten und starke Bläschenbildung und Zischen sollten vermieden werden. Wer solche Methoden ausprobieren möchte, sollte vorher einen Sammler kontaktieren, der bereits Erfahrungen gemacht hat. Da vermittelt der Vorstand gerne. Bei einem lediglich dünnen Kalkhäutchen auf Igeln, Muscheln Brachiopoden u. a. kann verdünnte 75%ige Ameisensäure (Bezug über Amazon) ein schnelles Freilegen erreichen, die Kalcit-Schale wird aber oft leicht gebleicht, also nur kurz einwirken lassen.

Sandstrahlen
Diese Methode ist bei vielen privaten Sammlern bereits in Gebrauch. Eine solche Anlage mit Kompressor und Absaugung ist bereits für gute 1.000 € erhältlich. Schwämme, Seeigel, Belemniten, Korallen u.a. Fossilien lassen sich mit entsprechenden Strahlmitteln sehr gut freilegen. Geeignete Strahlmittel sind Eisenpulver 75-150my, Walnusspulver, aber auch Dolomit. Da muss an schlechten Stücken getestet werden, welches Mittel am Ehesten geeignet ist. Die Regulation des Luftdruckes hilft bei der Bearbeitung. Beim Aussieben des gebrauchten Strahlmittels ( jedes Mittel kann nach Sieben mehrfach genutzt werden) ist ein Mundschutz empfehlenswert, um das Einatmen feinsten Strahlstaubes zu verhindern.

Druckluftsticheln
Wie beim Strahlen ist ein Kompressor und eine Absauganlage nötig, wer beides nutzt braucht natürlich nur einen Kompressor. Als Sichtabdeckung ist echtes Glas bzw. Sicherheitsglas besser als Acrylglas, weil dies zu leicht verkratzt und dann die Sicht behindert.
Arbeitskabinen können leicht selbst mit geringem Kostenaufwand gebaut werden.
Im Handel werden unterschiedliche Stichel für Grob- und Feinsticheln angeboten, das muss jeder selbst entscheiden.
Bei der Auswahl finden sich Mitglieder, die gerne Auskunft und Hilfestellung geben.
Mit den Sticheln kann praktisch jedes Gestein bearbeitet werden. Für die Feinpräparation ist ein Binokular oder mindest eine größere Lupe notwendig.

Da wir mittlerweile über eine Anlage für die Allgemeinheit verfügen, kann diese auch als Vorlage genutzt werden.

Kleben und Ergänzen

Kleinere Fragmente können mit Sekundenkleber leicht wieder zusammengefügt werden, das kann oft schon im Gelände gemacht werden. Bei größeren Stücken kann Akemi oder auch Pattex "Kleben statt Bohren" (auch bei großen Pachydiscen einsetzbar) genutzt werden.
Risse können je nach Gesteinsmatrix mit unterschiedlichem Füllmaterial ausgeglichen werden. Ob Fehlstellen aus optischen Gründen ergänzt werden, bleibt jedem selbst überlassen, aber Ergänzungen sollten spätestens nach genauerem Betrachten als solche zu erkennen sein, um dem Verdacht einer Fälschung auszuweichen.

Daniel Säbele
04.04.2025