Die Ziegeleitongrube Resse - Blick ins Hauterive
GenehmigungGenehmigungen werden grundsätzlich nicht mehr erteilt! Der Fundpunkt ist erloschen.Nur noch sehr bedingt kann hier auf eigene Gefahr/Verantwortung gesammelt werden.
LageDie Tongrube Resse (TK 2 Garbsen Nr. 3523 R: 3543320 H: 5816540) ca. 12 km nördlich von Hannover in der Wedemark, direkt an der Straße von Engelbostel nach Resse gelegen.
Abb. 1: Lage der Tongrube Resse an der Landstraße von Engelbostel nach Resse
StratigraphieDie dunkle Tonfazies erschließt Schichten des unteren Oberhauterive und ist mit einer ganzen Reihe von geringmächtigen kalkigen Konkretionslagen durchzogen, die meistens nesterartig zusammen liegen; es kommen aber auch große Steine vor mit Durchmessern von 50cm und mehr. Die Schichten fallen um ca. 10° von Süd nach Nord. Die Konkretions - und Zwischenlagen sind nach Mutterlose & Wiedenroth 1995/1996 in nummerierte Schichten eingeteilt (gerade Zahlen = Konkretionslagen, s. Abb. 2). Die unterste erschlossene Schicht (Wasserloch) ist die Schicht 86. Aufgeschlossen ist eine rund 22 m mächtige Schichtenfolge, die stratigrafisch der Simbirskites staffi-Zone und den oberen Aegocrioceraten-Schichten zuzuordnen ist (international entspricht dies der Simbirskites inversum -Zone ).
Abb. 2: Stratigraphie der Grube mit Erklärung der Schichtbezeichnungen (gerade Zahlen = Geodenlagen, ungerade Zahlen = dazwischen liegende Tonschichten; vereinfacht nach Mutterlose et. al.
FossilienInternational berühmt unter Sammlern und Wissenschaftlern wurde die Grube durch die heteromorphen Ammoniten, die in körperlicher Erhaltung in den Konkretionen bzw. Geoden oder Laibsteinen eingebettet sind. Längst nicht alle Geoden enthalten komplette Exemplare: viele bergen nur Bruchstücke oder sind taub. Da sie aber recht zahlreich vorkommen, lassen sich mit entsprechendem Aufwand hervorragende und begehrte Stücke finden bzw. präparieren.
Was das Sammeln von Kleinfossilien auf den Hängen betrifft, so sind die Erfolgsaussichten wesentlich ungünstiger als in der ehemaligen Vorgänger-Grube Engelbostel, die inzwischen vollständig mit Bodenaushub des Flughafens verfüllt ist und keine Sammelmöglichkeit mehr bietet. Nach der Regel, dass viele Sammler auch viel finden können, wurden aber etliche sehr seltene Funde gemacht.
Einzelheiten, insbesondere auch die Beschreibung von Einzelfunden, finden sich in den Mitteilungsheften des APH, siehe dort.
AmmonitenNeben den heteromorphen Gattungen Aegocrioceras (dominierend) und Crioceratites kommen auch "normal" gewundene Ammoniten der Gattungen Simbirskites und Spitidiscus (sehr selten) vor.
Die Ammoniten liegen oft in kalzitierter Schalenerhaltung vor, das Phragmokon ist meist pyritisiert und mit Zinkblende gefüllt. In den Kammern der größeren Crioceratiten finden sich auch andere Mineralien.
In den Tonlagen zwischen den Geodenlagen kommen plattgedrückte Ammoniten vor, bei denen nur die Wohnkammer körperlich erhalten ist. Diese enthalten hin und wieder eingeschwemmte Brachiopoden und seltener kleine Ammoniten. Der Durchmesser dieser Fossilien beträgt max. 50cm. Dagegen sind in den Geoden nur wesentlich kleinere Exemplare mit Durchmessern von max. um die 20cm zu finden; große Wohnkammern liegen häufig am Geodenrand.
Aegocrioceras reicht bis in die 96er Schicht hinauf. In den unteren Schichten 86 bis 90 kommen kräftige, eng gewundene und relativ große Vertreter der Art A. capricornu vor. Als besonderes Phänomen werden in diesem Bereich oft unvollständig erhaltene Exemplare gefunden, deren hohle Kammerbereiche oft mit Kalzit und/oder Zinkblendekristallen ausgekleidet sind. In Schicht 92 besteht die größte Formenfülle, u a. mit A. raricostatum. Darüber - bis zum Erlöschen der Art - dominiert die eher kleinwüchsige Art A. spathi.
Erste Simbirskites tauchen bereits in Schicht 96 auf, hauptsächlich S. concinnus und wesentlich seltener S. decheni, darüber setzt dann S. staffi ein (Schicht 100). Vereinzelt und sehr selten in guter Qualität tritt Crioceratites (hildesiense/nolani) ab Schicht 100 auf. Diese Ammoniten zeichnen sich durch eine starke Bedornung aus. Wie durch vielfältige Aufsammlungen belegt, treten die Gattungen in den hohen Aegocrioceraten-Schichten nebeneinander auf, was wohl auf eine kurzfristige Meerestransgression zurückzuführen ist. Simbirskites ist eindeutig arktisch-borealen Ursprungs und Crioceratites und Spitidiscus sp.(letzterer in Resse mit wenigen, meist kleinen Exemplaren aus den oberen Schichten (ab 102) belegt, (Abb. 15) tethyaler Herkunft. Wohingegen der Ursprung von Aegocrioceras noch nicht geklärt ist. In der Tethys tritt diese heteromorphe Form nicht auf, sie scheint auf den Nordmeerbereich beschränkt zu sein.
PräparationDie Präparation der Ammoniten erfordert einiges an Geduld und Geschick, sowie geeignetes Werkzeug. Gute Ergebnisse lassen sich mit Stichelgeräten, rotierenden Diamantschleifern und Sand- bzw. Eisenpulverstrahlen erzielen; auch Schaben mit speziellen Werkzeugen ist möglich, aber noch viel zeitaufwändiger. Im allgemeinen sind die Geoden seltener mit Kalzitadern durchzogen als in den ehemaligen Aufschlüssen bei Haste-Idensen, die zum Ausbau des Mittelland-Kanals erschlossen wurden.
BestimmungDie Bestimmung der einzelnen Arten gestaltet sich sehr schwierig, da zum einen keine grundlegende Arbeit darüber besteht. (RAWSON hat zwar das Vorkommen von Speeton an der Ostküste von Yorkshire/England bearbeitet, musste sich dabei aber auf meistens sehr schlecht erhaltene Funde (fragmentarisch, z. T. nur Wohnkammern) stützen. Die von ihm aufgestellten bzw. bestätigten Arten (ROEMER) lassen sich nicht alle in Resse wiederfinden. Zum anderen besteht aufgrund der enormen Formenvielfalt die Vermutung, dass es einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus gegeben hat.
BelemitenDer Leitbelemnit Hibolites jaculoides tritt sehr zahlreich auf, wird aber meist zerbrochen gefunden; mit etwas Finder-Glück im entsprechenden Umfeld können aber die passenden Teile geborgen und geklebt werden. Neben der Form mit erhaltener Taille lassen sich auch abgerollte, sogenannte "Zigarren-Belemniten" bergen.
Muscheln und AusternHauptvertreter der Bivalven sind Thracia phillipsii und Nucula sp., die in der Regel als Steinkern zu finden sind, seltener pyritisiert und in Schalenerhaltung, oft in Wohnkammer-fragmenten großer Ammoniten enthalten. Auf Ammoniten aufgewachsene Austern werden relativ selten gefunden.
BrachiopodenGrößere unbestimmte Arten kommen fast nur eingeschwemmt in Wohnkammern vor.
FischresteFischreste (Zähne, Wirbel) und Sauriereste sind belegt.
KrebseKrebse sind durch die Gattungen Mecochirus, Eryma und Hoploparia vertreten.
SchneckenSchnecken sind, abgesehen von kleinen pyritisierten Fossilien (Turbo sp.), die zahlreich in den Geoden, aber auch isoliert auf den abgeregneten Hängen zu finden sind, als größere Exemplare sehr selten.
PflanzenHolzreste sind nicht allzu selten und als Gagat überliefert und fast immer von Bohrmuscheln besiedelt.